Natürlich denkt man bei den Behandlungszielen in Bezug auf den Tinnitus zuerst einmal daran, dass der Tinnitus im Anschluss an die Behandlung einfach „weg“ sein sollte!
Dies ist aber leider nicht immer gewährleistbar, da ein Tinnitus wie oben schon erwähnt häufig in direktem Zusammenhang mit einer neurologischen Schädigung steht, die sich teilweise nicht ohne weiteres „reparieren“ lässt. Ein Tinnitus kann bspw. auch mit einem Ausfall der Wahrnehmung bestimmter Frequenzen in Zusammenhang stehen (bei Minderung des Ohrgeräuschs bleibt dann evtl. eine partielle Schwerhörigkeit), er kann aber auch durch eine kontinuierliche Reizung eines beschädigten Areals (man kann sich das ein wenig vorstellen wie ein defekter Kontakt in einem Schaltschrank, der die ganze Zeit Funken sprüht) kontinuierlich „erzeugt“ werden – solche Schädigungen sind teilweise sehr schwer zu beheben und auch für psychotherapeutische Interventionen wie die Hypnose nur bedingt erreichbar (Neurochirurgen behandeln solche Schädigungen in extremen Fällen durch Reizstromimpulse am offenen Gehirn).
Deshalb werden in der Therapie üblicherweise folgende Ziele angestrebt: Linderung bzw. Transformation des Ohrgeräuschs – häufig ist es schon eine deutliche Verbesserung für Betroffene, wenn das Geräusch wenigstens etwas leiser wird; in manchen lässt sich auch die Art des Geräuschs beeinflussen (z.B. ein Piepsen in ein Rauschen transformieren); ein völliges Verschwinden des Ohrgeräuschs ist natürlich das Optimum Umwandlung eines dekompensierten Tinnitus in einen kompensierten Tinnitus – evtl. Verbesserung der Lebensqualität, auch wenn das Ohrgeräusch sich selbst nicht beeinflussen lässt Behandlung der Neben- und Folgeerscheinungen – Wie schon erwähnt leiden Tinnitus-Betroffene häufig unter Schlafstörungen, Ängsten, Depressionen oder Konzentrationsstörungen; eine Behandlung dieser Symptome kann häufig auch eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bewirken Prävention / Resilienz-Förderung – bei Tinnitus-Patienten wirkt sich Stress häufig Tinnitus-verstärkend aus; im Rahmen einer Therapie kann ein besseres Stressmanagement erlernt und die Resilienz (Widerstandsfähigkeit gegen Belastungen und Krisen) gesteigert werden, sodass schädliche Ausseneinflüsse reduziert oder eliminiert werden können und der Patient zukünftig selbst in der Lage ist, Stress-Situation bestmöglich zu bewältigen ohne dass der Tinnitus dabei eskaliert Eine Tinnitus-Therapie ist also weit mehr als „ein Versuch, das Geräusch abzuschalten“ – sie dient dazu, die bestmöglichen Ergebnisse für den Klienten in allen relevanten Bereichen im Rahmen der vorliegenden medizinischen Gegebenheiten zu erzielen.
Welche Ergebnisse mit welcher hypnotherapeutischen Vorgehensweise bei welchem Patient erzielen lassen, kann aufgrund der vielen Einflussfaktoren sehr unterschiedlich sein. Man sollte sich bei der Tinnitus-Behandlung also darauf einstellen, mehrere verschiedene hypnotische Behandlungsstrategien zu testen, um herauszufinden, worauf der Patient am besten reagiert.