Wie zeigt sich eine Autismus-Spektrum-Störung im Sinne eines Asperger-Syndroms bis zum Ende der Schulzeit?
- In der Regel werden die Anzeichen, dass etwas nicht stimmt im Kindergarten oder auch erst in der Schule bemerkt, da sich dort das Kind merkwürdig verhält.
- Es spielt für sich, knüpft keine Kontakte mit anderen Kindern, ob im Spiel oder bei dem Wunsch anderer Freundschaften einzugehen.
- Annäherungen zu anderen Kindern können aber auch möglich sein, solange das Spezialinteresse des betroffenen Kindes befriedigt wird. Jedoch ist diese Annäherung oftmals keine emotionale auf Freundschaft, sondern eine rein auf das Erwidern des eigenen Interesses bezogene.
- Das Ambivalente daran ist, dass der Betroffene die Position des Einzelgänger oder Aussenstehenden nicht besetzen will, sondern sehr wohl Freundschaften eingehen möchte.
- Doch schon das Verstehen von sozialen Regeln, die Nichtbetroffene nach dem Erlernen intuitiv beherrschen, fällt den Kindern mit ASS sehr schwer.
- Das Gespräch mit anderen zu führen, besonders, wenn es sich um Smalltalk handelt oder nur um des Kontaktes Willen zu fragen:
“ Wie geht es Dir?., ohne gleich einen medizinischen Zustandsbericht zu erwarten, ist für den Betroffenen oftmals unmöglich.
- Um mit anderen zu kommunizieren, ist es ebenfalls wichtig, die Mimik und Gestik des Gegenübers entschlüsseln zu können oder einen Augenkontakt herzustellen, auch dieses ist im Repertoire des Betroffenen oftmals nicht vorhanden.
- In der Schule ist das Kind mit ASS in den Pausen meist allein, entweder weil es mit den Gesprächen oder Spielen der anderen nichts anfangen kann, und/oder weil es von den anderen gemieden wird.
- In der Schule muss ein Kind mit ASS erst einmal die sozialen Regeln des Klassenzimmers und die des Schulhofes lernen. So fällt dieses Kind oftmals im Unterricht auf, weil es vielleicht ohne sich zu melden einfach Antworten gibt, oder sich nur zu bestimmten Bereichen aktiv beteiligt ansonsten aber still ist.
- Einen Vortrag halten ist etwas, dass diese Kinder kaum leisten können, so sind oftmals auch die mündlichen Noten gegenüber den schriftlichen radikal schlechter.
- Den Schulalltag zu meistern ist für die Betroffenen fast jeden Tag ein stressiger Weg.
- Es ist von fundamentaler Bedeutung, dass wir den von diesen Kindern erlebten Stressgrad berücksichtigen müssen, da Anzeichen von Stress sich in dem Verhalten und in der Stimmung niederschlagen können.
- So zum Beispiel, wenn die Stressindikatoren in der Schule nicht sichtbar sind, aber das Kind zu Hause dann ganz anders agiert.
- Diese Kinder mögen ruhig und nachgiebig im Klassenzimmer sein, aber intolerant und aggressiv sobald sie zurück zu Hause sind.
- Enige Kinder sind morgens vor der Schule extrem ängstlich. Schulverweigerung oder aus der Schule fortlaufen, können Anzeichen unertragbaren Stresses sein.
- Andere Kinder können Anzeichen auch in der Schule zeigen durch Episoden extremer Angst oder Wut, mit Zwischenfällen von Panik oder störendem und explodierendem Verhalten. Wieder andere leiden unter chronischem Stress, der dann zu einer Depression führen kann.
* Tony Attwood*
Was Tony Attwoods Aussagen zeigen ist, dass eine Gruppe von Betroffenen während der Schulzeit therapeutische Hilfen brauchen, um mit den Schwierigkeiten in bzw. mit der Schule fertig zu werden.
Andere wiederum durchlaufen die Schulzeit ohne merklich aufzufallen.
Eine Vielzahl von Betroffenen mit ASS schaffen einen Schulabschluss (- Real- oder Sek-Abschluss), einige sogar den langen und schwierigen Weg bis zur Matura.
Von daher ist es wichtig die Grenzen des Machbaren am betroffenen Kind zu definieren, diese stetig zu überprüfen und anzupassen. Nicht die Grenzen des Erwartbaren sollten hier angewandt werden. Ebenso sollte der Hilfebedarf sich an genau diesen Machbarkeiten des Betroffenen orientieren und stetig überprüft uns angepasst werden. Die Welt ausserhalb des Elternhauses ist bunt und mit sehr wenig der bekannten, einstudierten Struktur bedeckt. Daher ist es zwingend notwendig die Flexibilität stetig zu fördern. Eine reine gesetzliche Grundlage für eine Hilfe nutzt dem Betroffenen in der Regel nichts. Es gibt nicht den Autismus und so muss bei jedem Menschen mit ASS individuell und stetig der tatsächliche Hilfebedarf analysiert und unter Einbezug der Hilfeerbringer, die Realisierbarkeit, erörtert werden.
Dies erfordert einen kontinuierlichen Unterstützungsprozess, welcher als Fundament zwingend eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus, erfordert.