Frühkindliche Reflexe haben während der Schwangerschaft die Aufgabe Nervenverbindungen zu bilden, das Gleichgewicht zu entwickeln und den Aufbau der Muskelspannung zu unterstützen.

Sie unterstützen den Geburtsvorgang aktiv mit und anschliessend beeinflussen sie die Weiterentwicklung des Gleichgewichts, die Aufrichtung gegen die Schwerkraft, als auch der Integration von Sinnen und Bewegung.

Ihre tatsächlichen Aufgaben und Bedeutungen gehen allerdings weitaus tiefer.

Meist nehmen wir die „natürliche“ Entwicklung der frühkindlichen Reflexe nicht bewusst wahr. Der Kinderarzt prüft in den ersten Untersuchungen jeweils deren aktiven Status. Sprich ob der jeweilige Reflex auslösbar ist. Was er in einem definierten Zeitfenster auch sein sollte.

Im Laufe des ersten Lebensjahres, spätestens aber bis zum 3. Lebensjahr sollten die Frühkindlichen Reflexe integriert sein. Das bedeutet, dass die zuvor stattgefundene reflexgesteuerte Bewegung nun durch die Willkürbewegung ersetz wird. Damit ist beispielsweise die zu Beginn des Lebens stattfindenden Massenbewegungen eines Babies gemeint, welche sich im Verlauf der ersten Lebensmonate in willkürlich, also bewusst gesteuerte Bewegungen entwickelt. Somit ist es dem kleinen Menschen möglich selbstständig seine Körperteile zu bewegen.

Fasst jeder hat schon mal einen Säugling gesehen, dem man einen Finger in die geöffnete Hand legt. Wie automatisch (Greifreflex), schliesst das Baby die Hand. Das Öffnen ist zu Beginn noch nicht möglich, da der Greifreflex nur für den Handschluss zuständig ist. Das willentliche Öffnen der Hand, aber auch das Schliessen, wird das Baby in den ersten 3-4 Monaten erlernen.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie aus einer Reflexgesteuerten Bewegung Willkürbewegung entsteht. Würde dieser Prozess nicht stattfinden und sich unsere Hand jedes Mal schliessen, wenn ihre Innenfläche berührt wird…
Ja, Sie stellen es sich gerade vor, wir wären sehr stark in unseren Alltagskompetenzen eingeschränkt.

Was aber, wenn dieser Entwicklungsprozess nicht vollständig funktioniert hat, er durch irgendwelche Einflüsse beeinträchtigt wurde und sich der Reflex nicht vollständig integrieren konnte?

Dann sehen wir sehr oft Kinder, denen es immens schwerfällt, den Stift korrekt zu halten, oft mit mangelnder Handgeschicklichkeit, eingeschränkter Graphomotorik, bis hin zu einem Tennisarm im späteren Entwicklungsverlauf.

Doch in unserem Entwicklungsprozess kommen nicht nur motorische Reflexe zum Zuge, sondern auch jene, welche sehr intensiv an der Entwicklung und Kontrolle von Emotionalität beteiligt sind, vor.

Diese sind sehr häufig nicht vollständig integriert und zeigen sich in aggressivem, aufbrausendem, stets bestimmendem Verhalten. Oder aber in zu angepasstem, überängstlichem Verhalten. Dies ist bspw. beim persistierenden Moro-Reflex oder aber auch beim Spinalen Galant Reflex, sehr oft beobachtbar.

Nicht selten erhalten diese Kinder im Verlauf ihrer Schulzeit Diagnosen mit verschiedenen Abkürzungen, bis hin zur Empfehlung eines Medikamentes. Doch nur wenige Kinder mit diesen Auffälligkeiten profitieren tatsächlich von einer Medikation.

Für uns ist es wichtig zu schauen, was sich hinter den Verhaltensweisen verbirgt. Welche Ursache sie haben und vor allem, welche Mechanismen sie aufrechterhalten.

Oft stellt sich im Behandlungsverlauf heraus, dass neben den auffälligen Verhaltensweisen tatsächliche Beeinträchtigungen vorliegen. Diese können von einer Kreuzlateralität, einer bis dato unklaren Händigkeit, bis hin zu einem Irlen-syndrom oder einer auditiven Wahrnehmungsverarbeitungsstörung reichen. In den meisten Fällen genügt dann die Zentrierung/ Integration der Frühkindlichen Reflexe. Manchmal sind die festgestellten Einschränkungen aber schon so manifest, dass sie einer gesonderten Behandlung bedürfen. Hierzu verweisen wir dann gern an die jeweiligen Experten.

Im Institut RaRoBaM werden zur Integration Frühkindlicher Reflexmuster zwei verschiedene Programme angeboten.

• INPP®          Neuromotorische Entwicklungsförderung

• KinFlex®       Kinesiologische Reflextherapie

Welches Programm für Ihre individuelle Situation das passende ist, finden wir gern gemeinsam heraus. Im Bereich <<Links>> finden Sie Videobeiträge, welche detailliert über die verschiedenen Reflexe aufklären.